Refeeding-Syndrom


Was ist das Refeeding-Syndrom


 

Tatsächlich wurde das Refeeding-Syndrom bereits im 1. Jahrhundert nChr. von Historiker Flavius Josephus beschrieben, als jüdische Gefangene der römischen Gefangenschaft entkamen und auf der Flucht vor Hunger Unmengen an Nahrung zu sich nahmen und in der Folge kurze Zeit später verstarben. 
All jene, die sich dabei eher zurückhaltend verhielten, überlebten. 

Erstmals medizinisch beschrieben wurde das Phänomen nach der Befreiung japanischer Kriegsgefangenenlager und der deutschen Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg.

Die Befreier verteilten großzügig Lebensmittel und es ist sehr nachvollziehbar, dass die Häftlinge wenig Zurückhaltung übten. Als dann plötzlich scheinbar mehr oder weniger gesunde Menschen verstarben, brachten die Ärzte es mit der veränderten Ernährung in Zusammenhang. 

 

Durch die Mangelernährung verändert sich der Stoffwechsel - Fettreserven und Muskeln werden abgebaut und lebenswichtige Elektrolyte und Mikronährstoffe aufgebraucht. Der Körper schaltet zunächst auf Sparflamme, aber dauert der Zustand länger, wird es lebensbedrohlich. Sämtliche Prozesse im Körper sind auf diese Stoffe angewiesen. 

Kommt plötzlich viel Nahrung, reagiert der ausgezehrte Körper mit gravierenden Stoffwechselstörungen und Elektrolytverschiebungen, die zum Tod führen können. Der plötzliche Ansturm an Nährstoffen kann nicht kompensiert werden. 

Inzwischen ist es gut erforscht und man weiß, dass es jeden Organismus treffen kann und so können auch unsere Igel das Refeeding-Syndrom bekommen, was Tod führen kann.  


Wie kann es verhindert werden


Wenn man einen Igel findet, weiß man nie genau, wann seine letzte Mahlzeit war und welchen Umfang diese hatte. In aller Regel sind unsere Igel in einem sehr schlechten Allgemein- und Ernährungszustand.

Daher ist immer Vorsicht geboten. 

Der erste Impuls ist immer das gefundene Tier sofort zu füttern. Und natürlich "hauen die Tiere auch ordentlich rein", wenn sie dazu noch in der Lage sind - und wie man an den obigen Ausführungen sehen kann, ist das nur natürlich und betrifft jede Spezies. Der Überlebenstrieb ist dann einfach sehr stark. 

Aber wichtig ist es eher, das gefundene Tier zunächst NICHT zu füttern oder zu tränken (ja auch übermäßig aufgenommenes Wasser kann problematisch werden).

Wir in der Igelstation haben gezielte Aufbaumaßnahmen für solche Fälle, die verschiedene Komponenten abdeckt und den Stoffwechsel sehr langsam wieder in mehreren Ebenen normalisiert. Es ist wichtig, dass mit der Nahrung auch alle Elektrolyte wieder vorsichtig zugeführt werden und das kann ein Laie nicht leisten. 

Niemals Essen oder Wasser einflößen, denn das kann ebenfalls lebensgefährlich sein, wenn sich die Tiere verschlucken oder das Angebotene einatmen, weil sie nicht mehr schlucken können. 
Unterkühlte Tiere oder Tiere, die bereits auf der Seite liegen, sind auf keinen Fall mehr in der Lage etwas zu sich zu nehmen. Da helfen auch keine Pipetten oder ähnliche Hilfsmittel. 

Bitte überlasst so etwas den Profis.